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Konfuziusinstitute Nachrichten
Musik und Märchen aus dem Reich der Mitte:
27.062012, Heidelberg

Inmitten des Europameisterschaft-Fußballgetümmels ein märchenhafter Abend, eine Oase der Stille und von großer Weisheit

„Sei erhoben durch Dichtung, gefestigt durch Riten, vollendet durch Musik“- mit diesen Worten begrüßte Petra Thiel, seit Mai 2012 geschäftsführende Direktorin des Konfuzius-Instituts Heidelberg, die rund 40 Gäste im Gemeindesaal der Jesuitenkirche, der zu diesem Anlass zum Konzert- und Vortragssaal für eine märchenhafte Reise ins Reich der Mitte wurde. Mit diesen Konfuzius zugeschriebenen Worten knüpfte sie an die im April 2010 unvergessliche Eröffnungsfeier an, die ebenfalls getragen wurde durch dieses Leitmotiv.

Märchen, Fabeln, Mythen bilden einen umfangreichen Geschichtenschatz mit großem Lehr- und Vorbildcharakter in China wie auch sonstwo auf der Welt. Durch eine gut durchdachte Auswahl gelang es Frau Thiel das Publikum, unter dem auch einige Kinder waren, in den Bann zu schlagen. Der stete Wechsel von Erzählung und Musik schuf eine besondere atmosphärische Dichte, der sich keiner der Zuhörer entziehen konnte. Wer genau zuhörte, konnte, auch ohne des Chinesischen mächtig zu sein, ganz beiläufig eine ganze Menge über die reiche chinesische Bildersprache erfahren - so gleich zu Anfang mit dem Aphorismus von Schild und Speer. In aller Schlichtheit erläuterte Frau Thiel die Tiefe des Wortes „maodun“ (Widerspruch), das sich aus dem Wort mao (Schild) und dun (Speer) zusammensetzt und welcher im gleichnamigen Lehrstück offenkundig wird. So schön kann Sprache sein!

Musikalisch reichte das Programm von kurzen Solostücken für Klavier und Erhu bis zu eigens für die beiden Instrumente arrangierten Orchesterstücken, die von herzzerreißenden Liebesgedichten, elegischen Landschaftsbeschreibungen und feurigen Drachentänzen handelten.

Kelvin Tsui überzeugte in seiner Vielseitigkeit an der Erhu und Gaohu. Rozana Weidmann interpretierte und begleitete virtuos und voller Intensität am Klavier. Die Begeisterung des Publikums wurde mit einer Zugabe belohnt, in der sich zeigte, welcher Musikwitz in der Erhu auch steckt.

Es war ein gelungener Abend, der jeden zumindest kurzzeitig zum Nachdenken und zum Innehalten anregte, und der alle für rund anderthalb Stunden gefangen nahm. Er ließ jenen, denen sowohl die Geschichten aus dem Reich der Mitte als auch die chinesische Musik fremd waren, unmerklich am reichen Schatz Chinas teilhaben und den chinesischen Hörern ein Stück Heimeligkeit der eigenen Geschichte angedeihen. Für das Getümmel draußen in der Heidelberger Altstadt mit dem Leitmotiv „Sei erhoben durch Dichtung, gefestigt durch Riten, vollendet durch Musik“ gewappnet, verließen die Gäste den Abend einhellig mit dem Wunsch nach Wiederholung dieser Veranstaltung.



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